Welche kamera passt zu mir

Ein praktischer Leitfaden für Einsteiger

Der Wunsch, bessere Fotos zu machen, führt früher oder später zur Frage: "Welche Kamera soll ich kaufen".

 

Gerade Einsteiger stehen vor einem riesigen Angebot - von der kompakten Systemkamera über spiegellose Modelle bis zu den alt bewährten Spiegelreflexkameras. In diesem Beitrag findest du klare Antworten auf genau diese Fragen, die mir im Privatunterricht am häufigsten gestellt werden.

 

Was du hier nicht findest: 

Ich werde dir keine Markenempfehlung aussprechen. Der Grund findest du weiter unten. ;)

 

 

 

1. Brauche ich überhaupt eine Fotokamera oder reicht auch mein Smartphone?

Viele Smartphones machen sehr gute Fotos, vor allem bei gutem Licht. Sie sind schnell, bequem und perfekt für unterwegs. Viele meiner Kursteilnehmenden starteten mit dem Smartphone, wenn die technischen Grenzen ihrer Geräte erreicht waren, wechselten sie auf eine Fotokamera. Deshalb sind Smartphones toll, wenn du mit der Fotografie starten möchtest.

 

Vorteil des Smartphones:

- Leicht, immer mit dabei

- Einfache Bedienung

- Sofortiges Teilen (zB in SocialMedia)

 

Nachteil des Smartphones:

- Technische Limits bei wenig Licht

- Zoomqualität nimmt schnell massiv ab

- keine Flexibilität bei den Objektiven

 

 


2. Wann macht eine Kompaktkamera Sinn?

Kompaktkameras eignen sich gut für Reisen, Ausflüge oder den Alltag, weil sie einfach zu bedienen sind, leicht sind und meist auch eine bessere Bildqualität bei schwierigen Lichtverhältnissen liefern, als mit dem Smartphone. 

 

Vorteile der Kompaktkamera:

- Leicht, immer mit dabei

- Bessere Bildqualität als das Smartphone

- Optischer Zoom ist qualitativ besser als beim Handy

 

Nachteile der Kompaktkamera:

- der kleine Sensor führt bei wenig Licht zu Bildrauschen

- Auslösegeschwindigkeit ist limitiert (v.a bei sich schnell bewegenden Motiven ein Nachteil)

- Zoomleistung ist begrenzt, insbesondere, wenn es in den digitalen Bereich wechselt


3. Wann macht eine Bridgekamera Sinn?

Bridgekameras sind etwas grösser und schwerer als Kompaktkameras und werden zwischen der Kompaktkamera und der Systemkamera angegliedert. Sie hat erweiterte Funktionen, aber ein fest verbautes Objektiv, das man nicht wechseln kann. Sie sind mit einer Superzoom-Funktion ausgestattet, was ihr Einsatzgebiet im Vergleich zur Kompaktkamera erweitert.

 

Vorteile der Bridgekamera:

- Vielseitig einsetzbar

- benutzerfreundlich

- Manuelle Einstellmöglichkeiten um vielseitiger fotografieren zu können

 

Nachteile der Bridgekamera:

- Begrenzte Kreativität durch das fest verbaute Objektiv

- Der elektronische Sucher kann bei manchen Modellen ein schlechtes Bild liefern oder viel Strom verbrauchen

- Defekte Objektive können die Reparatur teuer oder gar unmöglich machen, da es nicht ausgetauscht werden kann

 


4. Wann macht eine Systemkamera, wie die digitale Spiegelreflexkamera, Sinn?

Die digitale Spiegelreflexkamera ist das klassische, über Jahrzehnte bewährte Arbeitstier der Fotografie. Mit optischem Sucher, großer Objektivauswahl und starker Leistung bei wenig Licht liefert sie hochwertige Bilder. Zudem überzeugt sie bei Serienaufnahmen mit ihrer Geschwindigkeit.

 

Vorteile der Spiegelreflexkamera:

- Akkuleistung

- Grosse Objektivauswahl für jedes Budget

- Gute Ergonomie

 

Nachteile der Spiegelreflexkamera:

- Grösse und Gewicht

- Auslösegeräusch

- höherer Verschleiss, da mechanischer Spiegel

 


5. Wann macht eine spiegellose Systemkamera Sinn?

Sie gehören zur neusten Generation an digitalen Fotokameras und sehen optisch gleich aus wie die Spiegelreflexkamera. Spannend sind ihre inneren Werte, denn sie funktionieren ohne mechanischen Spiegel.

 

Vorteile der spiegellosen Systemkamera

- Kleiner und leichter als die Spiegelreflex

- Sehr guter Autofokus

- Leiser Betrieb

 

Nachteile der spiegellosen Systemkamera

- höhere Stromverbrauch (Autofokus und Sucherdisplay)

- noch nicht so viele Objektive auf dem Markt, die kompatibel sind

- mit einem Adapter können die Objektive der Spiegelreflexkamera zwar genutzt werden, die Gewichtsverteilung ist dann aber oftmals suboptimal


6. Welches Budget sollte ich einplanen?

Für gute Einsteigerfotos brauchst du keine High-End-Kamera wie eine Vollformatkamera. Im Gegenteil! Ich rate dir dazu unbedingt ab. Denn je professioneller die Kamera ist, umso mehr Feineinstellungen kannst/musst du vornehmen und umso grösser wird deine Fehlerquote sein. Bei Vollformatkameras ist auch die Pixelgrösse viel kleiner. Was interessant klingt, kann im praktischen Alltag als Fotoeinsteiger sehr frustrierend werden. Denn das Handling wird um ein vielfaches komplexer und bedarf viel Übung und Erfahrung, nur schon, dass du das Objekt richtig fokussierst und scharf stellen kannst.

 

Alle bekannten Fotokamerahersteller wie Canon, Nikon, Sony usw bieten eine breite Palette an Modellen an:

  • Einsteigerkameras (diese sind am preiswertesten)
  • für fortgeschrittene Hobbyfotografen (im mittleren Preissegment)
  • Profikameras (diese sind im Vergleich am teuersten)

 

 

Bitte bedenke beim Kauf, dass es mit der Kamera dein Investment noch nicht abgeschlossen ist. Hier eine Übersicht über allfällige Extra-Kosten, die oft vergessen gehen:

  • Speicherkarte/n
  • Ersatzakku/s
  • Fototasche oder -Rucksack
  • Stativ
  • Folien, um den Display vor Kratzern zu schützen
  • Objektive 
  • Filter für Objektive
  • Blitz
  • Bildbearbeitungsprogramm/e
  • Ein schnell arbeitender PC für die Bildbearbeitung mit guter Grafikkarte (insbesondere bei der Nutzung von KI-Tools bedarf es einen Computer mit einem schnellen Arbeitsspeicher)
  • Datensicherungslösung (wo und wie sollen deine Fotos gesichert aufbewahrt werden)

 

 

7. Soll ich ein Kit kaufen oder lieber nicht?

Insbesondere bei den Einsteigermodellen gibt es sogenannte Kit-Angebote. Neben dem Kameragehäuse (Body genannt) sind 1-2 Objektive mit dabei. In den meisten Fällen sind dies:

 

  • 18-55mm Objektiv (für Landschaften und Porträt)
  • 55 - 200mm Objektiv (Für Porträt und zum Zoomen von weiter entfernten Objekten)

 

 

Solche Kits kann ich aus folgendem Gründen nicht empfehlen:

 

  • Du musst unter Umständen regelmässig das Objektiv wechseln, was die Gefahr erhöht, dass Schmutz in deine Kamera gerät, was einen höheren Serviceintervall und Kosten verursacht. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du von Anfang lernst, das Objektiv richtig zu wechseln.
  • Das Risiko, dass in einem speziellen Moment genau das richtige Objektiv montiert hast, ist kleiner, als wenn du "nur" ein Objektiv hast oder mehrere Kameras. Stelle dir vor, du bist an einem See und direkt vor dir startet gerade ein Schwan mit seinem Start, um in die Lüfte zu heben. Hast du da das falsche Objektiv montiert, wirst du den Schwan nicht (optimal) fotografieren können.
  • Solche Kitobjektive sind nicht lichtstark. Bei normalen Lichtverhältnissen (Tagsüber draussen) ist dies grundsätzlich kein Problem. Reizt dich jedoch die Nachtfotografie, die Nordlichter oder die Fotografie von Menschen in Innenräumen, dann wirst du mit diesem Kitobjektiven schnell an die technischen Grenzen gelangen.

 

 

Was ich dir alternativ empfehlen kann:

 

Die Kameraanbieter wie Canon, Nikon, Sony usw bieten Objektive an, die das ganze Brennweitenspektrum abdecken:

 

  • Weitwinkelbereich: bis ca 35mm - Optimal für Landschaftfotos
  • Normalbereich: 35 - 70mm - Optimal für die Portraitfotografie
  • Zoombereich: ab 70mm - Optimal für Objekte, die weiter entfernt sind (Tiere, Sport etc)

 

Diese All-in-One-Objektive sind ebenfalls nicht lichtstark (wie die Kit-Objektive), dafür ersparst du dir das mühselige Wechseln und sparst dir so langfristig Servicekosten. Zudem hast du mit diesem Objektivtyp die Möglichkeit herauszufinden, was du gerne fotografierst. Erst dann empfehle ich dir, themenspezifische Objektive zu kaufen.

 

  • Festbrennweiten oder lichtstarke Zoomobjektive für Landschaften
  • Festbrennweiten oder lichtstarke Zoomobjektive für die Portraitfotografie
  • Festbrennweiten für die Makrofotografie
  • Festbrennweiten oder lichtstarke Zoomobjektive für Tiere, Sport usw

 

Diese Objektive sind grösser, schwerer und auch teurer. Deshalb lohnt sich ein solches Investment auch nur, wenn du dir sicher bist, dass du auch langfristig Freude an einem spezifischen Thema hast.

 

 

 

8. Worauf muss ich als Fotografieeinsteiger achten beim Kauf?

Für welche Marke du dich auch entscheidest, die gängigen Anbieter sind qualitativ ebenbürdig. Ein Jahr ist Marke X innovativer als Marke Y, das nächste Jahr bringt Marke Z eine erweiterte Funktion auf den Markt, die die anderen (noch) nicht haben. Deshalb lass' dich nicht beeinflussen von Kollegen und noch weniger vom Verkäufer, welche Marke passend für dich ist.

 

Beim Testen der verschiedenen Modelle empfehle ich dir folgendes Vorgehen:

 

  • Wie liegt die Kamera in der Hand? Ist es angenehm, sie zu halten oder stört dich etwas an ihrer Grösse, Form, Gewicht oder Haptik?
  • Wie ist die Bedienung aufgebaut? Suche zum Beispiel die Funktion "Bildgrösse einstellen". Wo findest du diese Einstellung am schnellsten? Canon zum Beispiel hat mehr Knöpfe, wo du die Einstellungen vornehmen kannst. Nikon und Sony haben weniger Knöpfe, dafür eine umfangreichere Einstellungsebene. Hör da einzig auf dein Gefühl, welche Kamera dir besser liegt, es gibt es kein Richtig oder Falsch. 
  • Suche nicht nach der Optik aus! Ich hatte einmal eine Kundin, die verliebte sich in ein Kameramodell, das auf Retrodesign gestylt war, also ein glänzend silbernes Gehäuse mit Lederriemen. Leider lag ihr die Handhabung in der Hand gar nicht, die Bedienung der Kamera entsprach so überhaupt nicht ihrem Stil. Schlussendlich hatte sie zwar eine optisch total chice Kamera, sie nutzte sie aber nicht, weil sie die Bedienung dieser Marke unlogisch fand.

 

 

 

9. Macht es Sinn, die erste Kamera Occassion zu kaufen?

Absolut, insbesondere, wenn dein Budget sehr begrenzt ist, kann eine gebrauchte Kamera eine spannende Alternative sein. Bei Fotofachgeschäften findest du da garantiert was passendes und du hast die Sicherheit, dass die Kameras einwandfrei und mit der korrekten Anzahl Auslösungen (Anzahl gemachter Fotos). Meist wird auch noch ein kleiner Service gemacht und du erhältst oft sogar eine reduzierte Garantieleistung. Deshalb sind Occassionskameras beim Fachhändler etwas teurer.

 

Siehst du auf Internetplattformen wie Tutti oder Ricardo entsprechende Angebote, sei da bitte etwas vorsichtiger. Hier ein paar Tipps dazu:

 

  • Kaufe keine Kamera, die du nicht persönlich in Händen gehalten hast
  • Welchen Eindruck macht der Verkäufer auf dich? Ist er sympathisch, lässt dich die Kamera in Ruhe testen, weiss er wie viele Auslösungen (Anzahl Bilder) er gemacht hat?
  • Wie oft wurde der Service gemacht? 
  • Hat der Display Kratzer resp. hat der Verkäufer eine Kratzschutzfolie auf dem Display montiert? Der Display ist wichtig für dich, damit du deine aufgenommenen Fotos analysieren kannst. Kratzer erschweren die Ansicht
  • Wenn du ein Objektiv kaufst: Wurde ein UV-Filter verwendet resp. ist dieser montiert? Wenn nein, warum nicht? Ein UV-Filter kostet im Vergleich zum Objektiv nur einen Bruchteil und schützt das Objektivglas langfristig vor Kratzern. Achte dich auch auf den Geruch. Bei falscher Handhabung kann es zur Schimmelbildung kommen.

 

 


Fazit


Die beste Fotokamera für Anfänger gibt es nicht, aber es gibt die beste Kamera für dich. Das Entscheidende ist:

 

  • Was willst du fotografieren und in welcher Qualität möchtest du deine Fotos haben?
  • Wie viel willst/kannst du investieren?
  • Wie wichtig ist dir die Grösse und das Gewicht deiner Kamera?
  • Willst du später aufrüsten?

 

Wenn du dir unsicher bist, dann kann dir mein Fotokurs "Kameraberatung neue Kamera" helfen bei der Entscheidung.

 

 

 



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Sandra Negri

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